Richard v. Weizsäcker
Belarussen und Deutsche verbindet eine von schrecklichen Ereignissen geprägte Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs verlor die belarussische Bevölkerung unter deutscher Besatzung etwa ein Viertel ihrer Einwohner. Die von den Deutschen begangenen Verbrechen haben bis heute tiefe Spuren im Leben der belarussischen Gesellschaft hinterlassen.
Allerdings gab es in der Bundesrepublik Deutschland stets auch Menschen, denen das von deutscher Seite an den Völkern der damaligen Sowjetunion verübte Unrecht keine Ruhe ließ. So war die Versöhnungsarbeit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bereits in den 1950er Jahren ein ernsthaftes Anliegen.
Als Mitte der 1980er Jahre durch die Perestrojka-Politik sich die Sowjetunion öffnete, nutzten zahlreiche Deutsche die Gunst der Stunde, um die Menschen in der Sowjetunion persönlich um Verzeihung für die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu bitten.
Als 1986 die Katastrophe von Tschernobyl passierte und in Belarus 70 Prozent des radioaktiven Fallouts niedergegangen waren, wurde nachgedacht, was Belarussen und Deutsche gemeinsam tun können, um die Folgen von Tschernobyl zu mildern und gleichzeitig einen neuen Weg der praktischen Versöhnungsarbeit zu gehen. Nach der zweiten „Politische Pilgerfahrt“ bildete sich im Christlichen Friedensdienst ein Arbeitskreis Tschernobyl, in dem nach Möglichkeiten der Hilfe für die betroffene Bevölkerung gesucht wurden. Aus diesem Arbeitskreis heraus entstand im März 1990 die Projektgruppe „Leben nach Tschernobyl“, deren Leitung von der Geschäftsstelle der Männerarbeit der EKD übernommen. Die Berliner Konferenz bildete den Anfang einer langjährigen Partnerschaft, die in der Folgezeit durch die Gründung von zwei gleichnamigen Organisationen, dem Verein „Leben nach Tschernobyl“ in Frankfurt am Main und dem Republikanischen Humanitären Fonds „Leben nach Tschernobyl“ in Minsk, auch formal besiegelt wurde. Es kristallisierte sich allmählich in den Jahren 1990 und 1991 eine Idee heraus, die auch das belarussische Tschernobyl-Komitee begeisterte: gemeinsam in Belarus ein Zentrum zu errichten und zu unterhalten, in der Kinder und Jugendliche aus den radioaktiv kontaminierten Regionen ganzjährig eine Erholungsmöglichkeit finden.
Die BEU, der Verein „Leben nach Tschernobyl“ und die Männerarbeit der EKD unterschreiben in Minsk ein Protokoll über die Absicht, ein Erholungszentrum für Kinder, die unter den Folgen der Katastrophe im AKW Tschernobyl leiden, aufzubauen.
Anfang 1992 wurden die erforderlichen Unterlagen für die Gründung eines gemeinnützigen Gemeinschaftsunternehmens, das den Bau und den Unterhalt des Kinderzentrums NADESHDA gewährleisten soll vorbereitet.
Die Regierung und das Parlament des Landes Hessen stellen für das Jahr 1992 erstmals Haushaltsmittel zur Unterstützung der Kinder und Jugendlichen, die unter den Folgen der Katastrophe im AKW Tschernobyl leiden, bereit. In der Folgezeit wird die Entwicklung und der Unterhalt des Kinderzentrums NADESHDA bis einschließlich 2003 jährlich durch die hessische Landesregierung unterstützt.
Am 24. September 1994 findet die feierliche Eröffnung des Erholungs- und Bildungszentrums NADESHDA unter Teilnahme von Vertretern der Partner und offiziellen Gästen aus Belarus, Deutschland, Japan, und Russland statt.
Zahlreiche Menschen aus Belarus, Deutschland, Japan, Russland und anderen Ländern haben an dem Projekt mitgewirkt.
Aus diesem Grund ist in der evangelischen Kirche Bottrop die Idee entstanden auch in Nadeshda zu helfen. 2013 fuhr eine Gruppe aus der ev. Kirche Bottrop zu dem ersten Einsatz nach Nadeshda. Der Eindruck dieses Einsatzes war: Wir werden gebraucht für die Kinder von Nadeshda. Im Jahr 2014 wurden dann die Bobbies (Bottroper Bürger begeistert in Einsatz) gegründet. Im gleichen Jahr war dann auch der erste Einsatz der Bobbies in Nadeshda. Bis heute waren die Bobbies mit 15 Mann jährlich zum Arbeitseinsatz in Belarus und die nächsten Einsätze sind schon in der Planung.